Im Rahmen einer im Auftrag des Bundesverbandes erstellten Studie hat das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung berechnet, wie stark der Anteil selbständiger Wissensarbeiter in einem Land mit dessen Wirtschaftswachstum zusammenhängt. Untersucht wurden 31 Länder über einen Zeitraum von 1985 bis 2018.
Das Ergebnis ist eindeutig: Würde ein Land seinen Anteil an Wissensarbeitern nur um 0,24 Prozentpunkte (die durchschnittliche Abweichung bei den untersuchten Ländern) erhöhen, könnte dies das Wirtschaftswachstum des Landes um durchschnittlich 0,4 Prozentpunkte steigern. Das Ergebnis deutet darauf hin, dass selbständige Wissensarbeiter durch den Transfer von Wissen in die beauftragenden Unternehmen maßgeblich zur Innovationskraft eines Landes beitragen und dadurch Wachstum schaffen.
Das Ergebnis der Studie zeigt mithin, wie viel wirtschaftliches Wachstum Deutschland durch einen höheren Anteil an Wissensarbeitern erzielen könnte. Allerdings zeigen die Ergebnisse auch, dass Deutschland bezüglich des Anteils selbständiger Wissensarbeiter nicht zur Spitze gehört. Gegenwärtig liegt Deutschland etwa im Durchschnitt aller in der Studie betrachteten vertretenen Nationen. So kommen in Deutschland auf 100 Beschäftigte nur rund 4 selbständige Wissensarbeiter. Die Spitzenreiter sind Belgien (10), Südkorea (rund 10) und Italien (rund 9). Zudem ist der Anteil der wissensintensiven Selbständigen in Deutschland nach einer ursprünglich kräftigen Wachstumsphase seit den 2010er Jahren konstant geblieben und dann bis 2018 sogar zurückgegangen, im Gegensatz zum Durchschnitt aller Länder. Deutschland kann also das Potenzial, das von der selbständigen Wissensarbeit ausgeht, nicht vollständig ausschöpfen.
„Da die Wissensarbeiter*innen eine wichtige Rolle im Innovationsprozess einnehmen, verschenkt Deutschland Wachstumspotenzial“, kommentiert Oliver Falck, Leiter des ifo Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien, einer der Autoren, die Studie. „Ein Aufschließen Deutschlands etwa zu Südkorea ginge mit einem Wachstumsimpuls von 0,96 Prozentpunkten einher – langfristig summiert sich das auf 243 Mrd. Euro“, so Falck.
„Die Ergebnisse der Studie des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung zeigen eindrucksvoll, wie der Wirtschaftsstandort Deutschland von hochqualifizierten Selbständigen profitieren kann. Der internationale Vergleich zeigt auf, dass Deutschland in Rückstand geraten ist. Um die Innovationskraft selbständiger Experten voll ausschöpfen zu können, ist die Politik gefragt, die institutionellen und rechtlichen Rahmenbedingungen – im Sinne des Bürokratieabbaus und moderner Gesetzgebung – so attraktiv auszugestalten, dass Gründertum und Selbständigkeit als Perspektive von Menschen verstanden wird. Die Politik der vergangenen Jahre hat Selbständigkeit und Unternehmertum geschwächt. Eine neue Bundesregierung hat nun die Chance, die Weichen neu zu stellen,“ so unser Vorstandsvorsitzender Carlos Frischmuth zu den Ergebnissen der Studie.
Eine ausführliche Darstellung aller Ergebnisse inklusive Grafiken finden Sie im Ergebnisband der Studie, welchen Sie hier als PDF oder auf der Website des Ifo-Instituts abrufen können.
Hier finden Sie zudem die zugehörige Pressemitteilung des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung.