Forderung nach Neuregelung für Selbständigkeit
Die jetzige Gesetzeslage zur Selbständigkeit sieht sich scharfer Kritik ausgesetzt. Experten fordern mehr Rechtssicherheit für Selbstständige, sowie eine zeitgemäße Anpassung und Änderung der jetzigen Regelung.
Selbständige laufen Gefahr durch die Deutsche Rentenversicherung als „scheinselbstständig“ eingestuft zu werden. Kommt es zu einer solchen Einschätzung, sind Betroffene nach aktueller Regelung gezwungen, nachträglich Beiträge zur Sozialversicherung zu zahlen. Als scheinselbstständig gilt, wer nur einen Auftraggeber hat und an dessen Weisungen gebunden ist.
Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) beschäftigen rund die Hälfte aller Selbständigen in Deutschland keine weiteren Mitarbeiter und sind somit von dieser Rechtslage betroffen.
Der Vorstandsvorsitzende Andreas Lutz des Verbandes der Gründer und Selbstständigen Deutschland (VGSD), Partner der Allianz für selbständige Wissensarbeit (ADESW), sieht durch die jetzige Regelung Selbständige „unter Generalverdacht“. Die Regelung trage nicht zu einem verbesserten Schutz der Selbständigen bei, sondern führe vielmehr dazu, dass Betroffene oftmals ihre Aufträge verlieren, sobald die Deutsche Rentenversicherung sie als „scheinselbstständig“ einstuft. Besonders betroffen seien, laut Lutz, hochqualifizierte Wissensarbeiter.
Nikolas Reuter, der Vorstandsvorsitzende der Etengo AG und ADESW-Mitglied, teilt diese Einschätzung. Der Mannheimer Personaldienstleister rekrutiert IT-Experten für zeitlich begrenzte Aufträge. Reuter kritisiert die Gesetzeslage zur Scheinselbstständigkeit als das „denkbar unvernünftigste Instrumentarium.“
Der VGSD fordert, das aktuelle Verhältnis umzudrehen: Statt negativer Kriterien, die im Nachhinein geprüft würden, müsse die Prüfung im Vorfeld erfolgen und es solle eine Garantie für die Selbstständigen geben, nachträglich nicht als scheinselbstständig deklariert zu werden. „Wir wollen gerne alles richtig machen, würden die Bedingungen aber gerne vorher wissen,“ verlangt Lutz.
http://www.allgemeine-zeitung.de/vermischtes/vermischtes/unter-generalverdacht-hochqualifizierte-fordern-regelungen-fuer-selbststaendige-zur-sozialversicherung_18048100.htm