Projektmarktindex 2016
Projektmarktindex 2016 - in diesen Bereichen sind Freelancer gefragt
Wie war der Projektmarkt 2016? Welche Skills und Technologien wurden am meisten nachgefragt, welche sind auf dem absteigenden Ast? Der GULP Projektmarktindex gibt seit Jahren Aufschluss über Angebot und Nachfrage von IT-Freelancern im deutschsprachigen Raum. Wir haben die Entwicklungen von 2016 zusammengefasst. Besonderes Augenmerk legten wir dabei auf die Programmiersprachen, Betriebssysteme, Datenbanken und SAP Module.
Projektanfragen: Anzahl weiter gestiegen
Im September 2016 erreichte die Zahl der Projektanfragen ihren höchsten Wert in der Geschichte von GULP. 21.440 Projektanfragen, jede eine Anfrage an einen Freiberufler nach seinem Interesse an einer konkreten offenen Projektposition, wurden in diesem Monat über GULP weitergeleitet. Durch die ebenfalls sehr starken Monate Juli und August ist das dritte Quartal wie in den Jahren zuvor auch 2016 das, in dem die meisten Projektanfragen verschickt wurden. Auch in der Gesamtsumme stellt 2016 mit 228.832 Projektanfragen erneut einen Rekord auf. Dabei werden alle Anfragen zusammengezählt, die pro offener Projektposition herausgehen. Die Anfragen wurden für insgesamt 17.076 angebotene Projekte getätigt. Auch diese Zahl belegt im Dreijahres-Vergleich Platz eins. Sowohl das Angebot und als auch die Nachfrage an Freiberuflern haben also erneut angezogen.
Im Schnitt gingen pro offener Projektposition 13,4 Anfragen an Freiberufler heraus, bis der richtige Experte für das Unternehmen gefunden wurde. Auch diese Zahl ist weiter angestiegen. Mögliche Gründe dafür: Auf der einen Seite werden die Projekte und Anforderungen immer vielgestaltiger und komplexer, sodass es länger dauert, bis es zum Volltreffer kommt. Auf der anderen Seite ist der Projektmarkt zum Kandidatenmarkt geworden. Die Freiberufler können sich größtenteils ihre Projekte aussuchen, sodass es auch länger dauert, bis der passende Freiberufler bei einer Ausschreibung gefunden ist.
Während die Projektnachfrage 2014 und 2015 vor allem jeweils im zweiten Quartal deutlicher schwankte als im Rest des Jahres, gab es 2016 durchgängig starke Abweichungen. Das ist möglicherweise ein Anzeichen dafür, dass der Projektmarkt immer volatiler wird. Projekte werden immer kürzer und die Ausschreibungen folgen nicht mehr dem klassischen Jahres- oder Quartalsrhythmus, sondern geschehen immer mehr aufgrund eines kurzfristigen Bedarfs. So werden auch die Schwankungen auf dem Projektmarkt kurzlebiger und unvorhersehbarer.
Programmiersprachen: Dauerspitzenreiter Java
Bei den Programmiersprachen konnte sich Java 2016 auf Platz eins behaupten und sich noch deutlicher absetzen. SQL holt sich im Laufe von 2016, nach einem kurzen Zwischenspiel auf Platz drei nach C/C++ im Dezember 2015, den zweiten Platz zurück.
Insgesamt sind die Top fünf bei den Programmiersprachen relativ fix gesetzt: Es fehlen neben den oben genannten Skills noch JavaScript und C#. Dahinter gibt es einen Sprung, was den Anteil des jeweiligen Skills an den Projektanfragen betrifft. Die Programmiersprachen Basic, ABAP4, Cobol, PL/SQL und PHP wechselten fleißig die Plätze – zumal die Platzierungen hier sehr eng aneinander liegen und schon kleinste Abweichungen den Weg nach oben bzw. unten auf der Rangliste bedeuten.
Fokus Stundensatz: Der von den GULP Profilinhabern geforderte Nettostundensatz (exklusive Reisekosten) liegt für alle Programmiersprachen bei um die 70 Euro. Nur ABAP4 ist hier mit durchschnittlich 91 Euro ein deutlicher Ausreißer.
Betriebssysteme: Windows-Skills weiter rückläufig, aber immer noch gut bezahlt
Während die Nachfrage nach Windows-Experten bei den Betriebssystemen stetig zurückgeht, konnte Linux weiter aufholen. Die beiden Skills wechselten sich 2016 als Spitzenreiter munter ab. Weit abgeschlagen auf Platz drei findet sich Unix allgemein, gefolgt von AIX und Solaris.
Allerdings liegt Windows beim durchschnittlichen Stundensatz weit vor den anderen beiden Skills der Top drei: Während Windows-Experten durchschnittlich 81 Euro als Netto-Stundensatzforderung in ihrem GULP Profil eingetragen haben, liegt der Wert bei Unix allgemein bei 78 Euro, bei Linux-Spezialisten bei 75 Euro.
Im Großen und Ganzen sind die Top fünf bei den Datenbanken gesetzt: Oracle, DB2, MS Access, SQL-Server sowie mySQL. Auch bleibt die Verteilung weitestgehend unverändert. Nachdem die Nachfrage zwischen 2014 und 2015 für alle Datenbanken drastisch gesunken war, ist sie im letzten Jahr nicht noch weiter zurückgegangen. Vor allem Oracle erlebte 2015 einen Nachfrageeinbruch, konnte sich aber im Laufe von 2016 wieder erholen. Der Höchststand wurde im September 2016 erreicht, als bei 9,3 Prozent aller Projektanfragen Oracle-Skills gefordert waren.
In Sachen Stundensatz gibt es einen leichten Bruch nach den Top drei: Während im Schnitt Oracle-Experten 79 Euro, DB2-Profis 78 Euro und SQL-Spezialisten 76 Euro als Stundensatzforderung in ihrem GULP Profil eingetragen haben, liegen MS Access-Experten bei 72 Euro und mySQL-Spezialisten bei 69 Euro.
SAP-Module: ein Auf und Ab
Wie auch in den letzten Jahren variiert die Nachfrage an Experten für die einzelnen SAP Module von Monat zu Monat. Die Top Ten liegen sehr eng beieinander, sodass es naturgemäß viele Platzierungswechsel gab. Besonders oft auf Platz eins lag 2016, wie auch in den Vorjahren, wieder SAP FI (Finanzwesen). SAP BW (Business Warehouse), das bereits 2015 immer häufiger in den Top fünf landete, schaffte es 2016 sogar zweimal auf Platz eins – allerdings weniger, weil die Nachfrage an das Modul hier besonders hoch war, sondern eher, weil sie in diesen Monaten bei den anderen Modulen gesunken war. Dennoch ist der Anstieg gerade dieses Moduls ein Zeichen, dass sich Unternehmen immer mehr damit beschäftigen, heterogene Daten in einem Business Warehouse zu aggregieren – der erste Schritt, um in Data Mining und Big Data zu starten.
Der von den Freelancern in ihr GULP Profil eingetragene Stundensatz bewegt sich bei allen Modulen um die 90 Euro. Er liegt somit deutlich über den Gesamtdurchschnitt von 83 Euro in allen IT-Spezialisten-Profilen.
Fazit
Während in einigen Bereichen wie dem Thema Datenbanksysteme eher weniger Bewegung ist, kann sich an anderer Stelle innerhalb eines Jahres viel ändern. Gerade das Absinken der Windows-Nachfrage zeigt: Nichts bleibt für die Ewigkeit. Es lohnt sich also, die Marksituation regelmäßig im Blick zu haben, um rechtzeitig seine fachliche Ausrichtung anpassen zu können.